Heute ist der letzte Tag unserer Schulzeit. Ich sitze zusammen mit meinen Freunden, Paul, Kemmerich, Fritz und anderen, im Festsaal unseres Gymnasiums. Unser Direktor, in Anwesenheit all unserer Lehrer und Eltern, hält gerade seine Abschlussrede: "*Die fröhliche Begeisterung, die ernsthafte Hingabe, und der zahlreiche, freiwillige, und mutige Eintritt in unser Heer zeigen, dass Österreich-Ungarn Recht hatte, seine Söhne in den edelsten bürgerlichen Zugenden zu erziehen: das bedingungslose Opfer für Staat, Vaterland, Kaiser und König.*"
[[Ich drehe meine Augen wenn ich das nur höre...]]
[[Ich richte mich auf, um meinen Stolz fürs Vaterland zu zeigen!]]
Adaptiert von "Jarausch, Konrad H. 2008. "German Students in the First World War". In: Central European History, 316."
Unser Klassenlehrer, der alte Professor Süttner, welcher uns stundenlang Geographie, Geschichte, Kunst und Philosophie eintrichterte, kommt zu uns. "*Gratulation, Jungs. Von heute an seid ihr Männer! Und ich habe gehört, ihr geht euch gleich melden? Das Vaterland ist stolz auf euch!*" Wir alle richten uns instinktiv auf, und Freude erfüllt meine Brust. "*Danke sehr. In ein paar Monaten stehen wir in Moskau, Rom, Paris und London!*", sage ich. Der alte Süttner lächelt zufrieden, und geht zu unseren Kollegen. Wie stolz nur Mama und Papa sein müssen, wenn ich ihnen erzähle, dass ich den Feind zurückschlagen werde!
[[Wir alle tragen uns gemeinsam ein, und werden in die Ausbildung geschickt.]]
Auf dem Weg nach Hause gehe ich am Westbahnhof vorbei. Wie jeden Tag verlassen Züge mit frisch ausgebildeten Soldaten und neu ausgerüsteter Ausrüstung den Bahnhof. Nie stehen die Züge still. Der Ofen des Krieges ist unersättlich. Alte Männer und Frauen stecken Blumen in die Uniformen der Soldaten und betrachten das ewige Getummel. *Sie werden nicht in den Krieg geschickt.*, denke ich.
Gerade will ich weitergehen, als mich eine alte Frau entdeckt. Sie fragt: *Na, gehen Sie sich auch zur Armee melden, junger Mann?*
[[Nein]]
[[Ja, natürlich (Lüge)]]
Quelle: Adaptiert von "Die Welt der Habsburger. n.D. "Endlich grüßte man das so lang Verdrängte, Überfällige mit Blumen."
Die alte Frau blickt mich herablassend an: *Pah, sieh Dir die Helden da drüben im Zug an, echte Männer, die unsrem Vaterland und Kaiser Ruhm und Ehre bringen!*
Ich weiche ihrem Blick aus, und laufe [[weiter nach Hause.]]
Die Dame sieht mich zufrieden an: *Ja, Sie sind kein Feiglingt, junger Mann. Sie und die Soldaten im Zug bringen unsrem Vaterland und Kaiser Ruhm und Ehre.*
Ich weiche ihrem Blick aus, und laufe schnell [[weiter nach Hause.]]
Zu Hause angekommen höre ich meine Eltern die Neuigkeiten diskutieren:"//Seine ganze Klasse meldet sich! Dabei werden sie ja sowieso eingezogen...warum das ganze noch früher machen?!//" schreit meine Mutter verzweifelt. Mein Vater wirkt verunsichert. Er stammelt kurz etwas von Kaiser und Land, doch allzu überzeugt wirkt er nicht. //Die Leute am Bahnhof und in der Schule waren alle so überzeugt... //
Als sie mich sehen, fragen sie sofort:"*Willst du dich auch melden?*" Sie blicken mich fragend an. Die Stimmung ist angespannt, als ich antworte:
[[Ja]]
[[Ich weiß nicht, ich...ich habe Angst...]]
Ein paar Tage später schon bringen mich meine Eltern zum Bahnhof. Fröhlich hatten sie zwar nicht reagiert, aber sie verstehen ja: Pflicht ist Pflicht. Und in ein paar Monaten ist der Krieg ja sowieso aus, dann werde ich zurück sein! Schließlich schreiben die Zeitungen, dass wir jede Woche tiefer in den Feind vordringen.
Ganz glauben, dass ich nun auch fürs Vaterland diene, kann ich noch nicht. Beim Bahnhof angekommen weint dann ausgerechnet meine Mutter, die gute Seele, wie ein Springbrunnen, während mein Vater still neben ihr hergeht.
Meine Klassenkollegen lachen schon, doch meine Eltern hören einfach nicht auf!
[[Ich steige schnell in den Zug ein.]]
[[Ich umarme meine Eltern noch einmal fest, und gehe zu den Anderen.]]
Adaptiert von "Remarque, 19."
"*Ich bin eh in ein paar Monaten wieder da, Mama! Beruhig dich doch...*"
Ich schaue noch einmal schnell Papa an, der regungslos neben Mama steht, und steige ein.
[[Es geht los...]]
"*Bald bin ich wieder da, Mama, dann werdet ihr mich sehen...mit Orden überfüllt!*"
[[Es geht los...]]Die Erlebnisse nach Hause haben meine Meinung doch noch einmal geändert. Meine Eltern sagen zunächst gar nichts. Dann merke ich den traurigen Blick meiner Mutter, und den angespannten Blick meines Vaters. Mama umarmt mich fest, und schluchzt etwas, während Papa daneben steht, und uns beide umfasst.
Ich merke, dass mein Vater mehr sagen möchte, aber irgendetwas hält ihn davon ab...
"*Na dann*", sagt Papa schließlich, "*gehen wir zur Kaserne...dann erwischt du deine Klasse noch mit dem Bezirkskommando...*"
So gehe ich schließlich doch noch mit meiner Klasse mit, und [[Wir alle tragen uns gemeinsam ein, und werden in die Ausbildung geschickt.]]
Adaptiert von "Remarque, 25".Meine Eltern blicken mir tief in die Augen. Einen Moment sagt niemand etwas, bevor sie beide nur kurz nicken, und etwas vor sich hin murmeln. Obwohl das Pflichtgefühl den Alltag bestimmt, wollen beide ihr Kind nicht in den Krieg schicken.
"*Wenn sie dich haben wollen, dann wird die Armee schon den Einrückbefehl schicken...bis dahin bleibst du hier!*", schnauft mein Vater.
[[Die Zeit vergeht.]]Eine Klasse von elf Menschen, jungen Burschen mit satten 18 Jahren, rückt ein. Wir bekommen unsere Uniform, und werden rasiert - manche zum ersten Mal.
"*Weißt du, ich hab eh noch keine Pläne fürs Leben nach der Schule...wenn wir dann zurückgekommen sind, dann haben wir unseren Sold, Ruhm, und genug Zeit, um uns das Alles zu überlegen!*", sagt Paul zu mir, während er die Uniform anprobiert.
Was ich davon halten soll, weiß ich noch nicht ganz... *Welche Pläne habe ich denn schon?* Mein Kopf ist voller herumschwirrender Ideen, von Kriegesruhm zu Angst, vom Studium zum berühmten Autor, und vom Mechaniker zum Bäcker.
All diese Ideen verfliegen, bis nur noch der Soldatenruhm und die Angst übrig ist, als ich in meine Uniform schlüpfe.
[[Am 01.07.1916 werde ich schließlich offiziell Soldat.]]
Adaptiert von "Remarque, 25"Zehn Wochen dauert die Ausbildung. In meinem Kopf nehmen Theater, Philosophie und sämtliche Kulturkreise von Plato bis Goethe weniger Platz ein als die geputzte Uniform, das stramme Stehen, und das gemeinsame Marschieren. Meine Gedanken nehmen hinter dem System Nachrang, und wir Alle erkannten, dass die Vaterlandsliebe von daheim in Wahrheit bedeutete, die Persönlichkeit in ihr aufgeben zu müssen.
Paul beschwehrt sich:"*Grüßen, Strammstehen, Parademarsch, Gewehrpräsentieren, Rechtsum, Linksum, Hackenzusammenschlagen, Schhimpfereien und tausend Schikanen...habt ihr euch das so vorgestellt?*" Fragend schaut er uns an:
[[Natürlich nicht!]]
[[Das gehört eben dazu, bald sind wir eh an der Front!]]
Adaptiert von "Remarque, 26"."*Ich fühl mich wie ein Zirkuspferd, nicht wie ein Held! Gewehr putzen versteh ich ja, aber das ständige Strammstehen?? Das geht mir auf die Nerven*", erwidere ich.
Kemmerich stößt dazu:"*Wenn ich noch einmal das Bett von Himmelstoß aufbauen muss, dann geb ich mir gleich die Kugel, bevors die Russen oder die Franzosen können!*" Himmelstoß war unser Unteroffizier. Durch die 10 Wochen Ausbildung hatte er uns gequält. Kemmerich musste vierzehnmal sein Bett aufbauen, ich die Stube mit einer Zahnbürste sauber schrubben, und Paul mit einer Handbürste den Hof fegen.
[[Den sehen wir jetzt nie wieder! Jetzt gehts an die Front!]]
Adaptiert von "Remarque, 26"Schließlich hält unser Zug in Görz, einer Stadt in der Nähe des Isonzos und der italienischen Grnze. Beim Aussteigen hören wir das Walzwerk der Front. Still war es nie, und bis zum Kriegsende würde es uns begleiten.
"*In Gruppenkolonne antreten! Kurztreten! Aufbleiben dahinten!*" ruft ein Offizier, und wir marschieren los. Tornister, Patronen und Gewehr drücken wie Blei. Endlich erreichen wir Oslavia, den Ruheort unseres Regiments. Ich blicke mich um. Neben ein paar Hütten und zerlumpten Zivilisten bietet der Ort nicht wirklich viel. Wir setzen uns in die Scheune und tun erst einmal nichts. Die Langeweile sollte wie die Geräusche der Front ein Begleiter des Krieges werden.
Doch es war nur so lange langweilig, bis ganz plötzlich alles passiert. Eine Reihe dumpfer Erschütterungen dröhnt in der Nähe. Paul, Kemmerich und ich schauen uns noch um, während die anderen, erfahrenen Soldaten zum Dorfeingang stürzen. Kemmerich ruft "*runter, wir müssen uns verstecken!*"
[[Ich bleibe mit Kemmerich im Schutz der Scheune und suche hier nach Deckung.]]
[[Ich laufe den anderen Soldaten nach, ohne zu wissen warum.]]
Adaptiert von "Jünger, 8"."*Ach komm, jammer nicht so herum...morgen rücken wir aus! Und wir sind hier von der Schulbank zu einem Ganzen zusammengewachsen! Wir sind dabei, weg von der Langeweile! Was glaubt ihr, wie unsere Eltern staunen, wenn sie unsere Briefe lesen?*"
Paul schüttelt den Kopf und flüstert "*14 mal hab ich das Bett aufbauen müssen...14 mal!*", und Kemmerich stimmt ihm zu "*Die stumpfen uns hier ab. Dabei sind wir doch alle klug...da hast du schon recht*", sagt er zu mir, "*daheim werden Alle staunen, wenn wir mit Orden bestückt heimkommen!*"
Ich lache, "*Auf alle Fälle...[[Den sehen wir jetzt nie wieder! Jetzt gehts an die Front!]]
Adaptiert von "Jünger, Ernst. 1933. "In Stahlgewittern". Stuttgart, 7; Remarque, 26".Paul läuft den anderen Soldaten hinterher, doch ich tue es Kemmerich gleich, und schaue mich in der Scheune um. Im letzten Moment sehen Kemmerich und ich einen dicken, aber kleinen Holztisch, welcher etwas Schutz bieten könnte. Kemmerich läuft vor mir los, doch ich kann vor ihm darunter springen sein, wenn ich sofort loslaufe.
[[Ich lasse Kemmerich unter den Tisch springen, und haue mich neben der Wand auf den Boden, die Hände über dem Nacken verschränkt.]]
[[Ich sprinte los und suche unter dem Tisch Schutz, bevor Kemmerich dort ist.]]
Adaptiert von "Jünger, 9".Ich sehe Kemmerich unter dem Tisch Deckung suchen, während ich mich auf dem Boden instinktiv möglichst klein mache. Die Hände habe ich über meinem Nacken zusammengeschlagen, als wieder ein eigenartiges, nie gehörtes Flattern und Rauschen über uns ertönte, und die Scheune in polterndem Krachen ertrinkt. Holzsplitter fliegen um mein Gesicht, und ich spüre einen dumpfen Schlag im linken Bein und Bauch.
Endlich kehrt Ruhe ein, und Kemmerich kriecht unter dem Tisch hervor.
[[Käsebleich sieht er mich an.]]Kemmerich sieht mich unter den Tisch hechten, und wirft sich sofort auf den Boden, die Hände um das Gewehr gekrallt. Dann ertönt wieder ein eigenartiges, nie gehörtes Flattern und Rauschen über uns und die Scheune ertrinkt in polterndem Krachen.
Holzsplitter fliegen um mein Gesicht, und im Chaos höre ich Kemmerich schreien.
[[Ruhe kehrt ein]]
Inspiriert von "Jünger, 8".Langsam blicke ich mich um. Die Sonne scheint auf mich herab, da das Hausdach völlig zerstört wurde. Der Tisch über mir ist schwer mitgenommen, doch hat mir wohl das Leben gerettet. "*Kemmerich!*" Noch immer im Schock drehe ich mich, bis ich ihn finde.
Die Hüfte ist ihm aufgerissen. Er stöhnt und blickt sich zu mir um. Er stemmt sich auf die Arme, während immer mehr Blut auf den Boden rinnt. Ich laufe zu ihm, und versuche ihn auf meinen Rücken zu nehmen. Gehen kann er nicht mehr.
Draußen angekommen rufe ich nach Hilfe, die vor dem Angriff allerdings geflohen ist. Kurz verliere ich die Hoffnung, doch dann entdecke ich ein Gebäude mit einem roten Kreuz. Ich laufe hin, so schnell ich kann.
[[Ich lasse Kemmerich in ein Bett fallen.]]
Inspiriert von "Remarque, 250".Stumm vor Schock richte ich mich langsam auf. "*He, warte*", flüstert Kemmerich. Ich nehme ihn nicht so wirklich wahr, und versuche weiter aufzustehen. Schnell sacke ich wieder in mich zusammen. Verdutzt versuche ich es noch einmal, und stütze mich auf meinen Knien auf.
*Komisch*, denke ich, *warum ist das so warm und nass?* Ich schaue zu meinem Bein herunter und sehe, dass mein linkes Bein nur noch lose am Körper hängt. Weiter oben am Körper blutet mein Bauch. Neben völlig zerfetzter Haut kann ich allerdings wenig erkennen, bevor mir fast schwarz vor Augen wird. Zitternd fasse ich nach Kemmerich, der schnell näher kommt, um mich zu fassen. "*Hilfe*", stoße ich hervor. "*Hilfe*", "*Hilfe*"..."*hilfe*"
[[Kemmerich fasst mich.]]
Adaptiert von "Jünger, 8".Ich sacke in Kemmerichs Körper, und er versucht mich nach draußen zu tragen. Davon bekomme ich praktisch nichts mehr mit. Mein Bein hängt lose da, und meine zitternden Hände können Kemmerich nicht mehr fassen.
Als Kemmerich beim Lazarett angekommen ist, sagt ein Sanitäter "*Das hättest du dir sparen können*". Kemmerich sieht ihn verständnislos an. Er zeigt auf mich "*Der ist ja tot*". Kemmerich begreift nicht:"*Er...er wurde ja nur im Bein getroffen*" Der Sanitäter bleibt stehen. "*Das auch*". [[Kemmerich dreht sich um.]]
Adaptiert von "Remarque, 255-256; Jünger, 9"Gerade laufen wir aus dem Dorf, als erneut dieses eigenartige Flattern hinter uns ertönt, und das Dorf in einem polternden Krachen ertrinkt. Die Leute um mich herum ducken sich alle mitten im Lauf. Ich frage mich, warum. Ihre Reaktion scheint etwas lächerlich. Als das Gerausche kurz danach aufhört, blicke ich mich um, und finde schnell Paul. "*Schau mal den Rauch aus dem Dorf an!*", sagt Paul, "*was das wohl war?*". Wir warten darauf, dass uns Kemmerich entgegen kommt. Doch er kommt nicht.
[[Dann müssen eben wir ihn suchen!]]
Inspiriert von "Jünger, 8".Ich lege Kemmerich ab, doch wie ein leerlaufender Schlauch sackt er sofort zusammen. Endlich kommt ein Sanitäter, und sagt nur "*Tja, das hättest du dir sparen können.*" "*Nein, er...*", ich schaue zu Kemmerich. Blass, in Schweiß getränkt ist er auf das Bett gefallen. "*Der ist tot, kein Puls mehr*", sagt der Sanitäter, "*willst du seine Sachen?*"
Ich nicke, doch weiß nicht einmal, was er mich gefragt hat. Langsam verlasse ich die Kaserne, und sehe erst jetzt die Blutspur, die Kemmerich von der Scheune zum Lazarett hinterlassen hat. Was nützt es ihm nun, dass er in der Schule so ein guter Mathematiker war?
Ich gehe langsam zu Paul und dem Rest meines Regiments. Der Krieg hatte seine Krallen gezeigt. Neben Kemmerich waren noch 12 andere umgekommen. [[So war der Krieg also...]]
Adaptiert von "Remarque, 250/255; Jünger, 9".Wir liegen neun Kilometer hinter der Front. Gestern, am 19.09.1916 wurden wir nach 14 Tagen abgelöst. So schnell hab ich mich an den Krieg gewöhnt. Ich weiß nun, wie man überlebt, wann man sich duckt, und wann man laufen muss. Und ich weiß, wann man sich entspannen muss.
Jetzt haben wir den Magen voll mit Bohnen und Rindfleisch. Wir sind satt und zufrieden. Sogar für abends haben wir alle noch ein Kochgeschirr voll kriegen können. Und das mit doppelter Wurst- und Brotportion!
Paul liegt neben mir: "*He, schau mal, der Tomatenkopf bietet noch mehr Essen an!*" Ich schaue zum Küchenbullen mit seinem hochroten Kopf. "*Holen wir uns noch eine Schüssel als Reserve für Morgen?*", frage ich. Paul grinst. Er dachte wohl das gleiche.
So haben wir also doch noch Glück im Unglück. Denn bis zum 14.09 waren wir noch 150 Mann gewesen, bis die Italiener die inzwischen siebte Offensive am Isonzo starteten. Die Italiener wollen unbedingt nach Triest, doch über den kleinen Isonzofluss kamen sie einfach nicht.
[[Trotzdem sind nur 80 von uns zurückgekommen.]]
Adaptiert von "Remarque, 14."Der Schweiß rinnt ihm von der Stirn, als er den Zustand meines Bauches entdeckt. "*Ohnmächtig*", sagt er rasch, "//Vor ein paar Minuten hat er ja noch gelebt.//"
Meine Hände sind noch warm, doch mein Atem hat bereits aufgehört. Meine letzten Gedanken waren nicht beim heldenhaften Krieg, dem Ruhm und der Ehre, oder bei meiner Familie und meinem Zuhause. Meine letzten Gedanken waren gefüllt mit Verzweifelung und Schock. 18 Jahre. Vorbei.
Kemmerich steht langsam auf, als der Sanitäter fragt "*Willst du sein Soldbuch und seine Sachen mitnehmen?*" Kemmerich starrt ihn wortlos an, dann nickt er. Er geht los, doch denkt:"*Gehe ich? Habe ich noch Füße?*" Er hebt die Augen und bewegt sich langsam. Alles ist wie sonst, ihm geht es gut. [[Nur ich, ich bin gestorben.]]
Adaptiert von "Remarque, 255-256; Jünger, 9"Vom Beginn des Krieges am 28. Juli 1914 bis zum Ende am 11. November 1918 starben circa 20.000.000 Millionen Menschen. Das ist so, als würde alle Personen in Wien zehn Mal sterben müssen.
Zehn. Ganze. Mal.
Weitere 21.000.000 Millionen Menschen wurden direkt durch den Krieg verwundet. Konflikte wie der Russische Bürgerkrieg, welche als Konsequenz des Ersten Weltkrieges ausgelöst wurden, sollten weitere Millionen an Opfern fordern.
In Österreich-Ungarn verloren etwa 467.000 Zivilisten verloren ihr Leben. Von 7.8 Millionen Soldaten starben ca. 1.1 Millionen. Von den übrigen 6.7 Millionen wurden 3.620.000 verwundet. Dies entspricht 14% der männlichen Bevölkerung, und 7% der überlebenden Gesamtbevölkerung. Also jede 13. Person.¹
Der Krieg hat das existierende politische System grundlegend verändert, und unsere Welt bis heute beeinflussen. Statt den vier Staaten in Osteuropa, nämlich Deutschland, Österreich-Ungarn, Russland und Rumänien, existierten nun 11. Deutschland, Österreich, Tschechoslowakien, Ungarn, Rumänien, die Sowietunion, Polen, Litauen, Lettland, Estland und Finland.
Die USA lösten Europa langsam als hegemoniale Region ab. Der Kommunismus und Leninismus kam im russischen Zarenreich an die Macht, und die Bedingungen für den Zweiten Weltkrieg wurden geschaffen. Die Aufteilung des Nahen Ostens, ermöglicht durch das Ende des Osmanischen Reichs, erzeugen bis heute Instabilität. Erst der Zweite Weltkrieg konnte ein neues politisches Gleichgewicht erzeugen, welches die Jahrzehnte danach durch den Kalten Krieg prägte.²
¹Nadège Mougel. 2011. "Explanatory notes - World War 1 casualties - EN". Reperes, 1/6.
²Cameron Fraser. 2014. "The Impact of the First World War and Its Implications for Europe Today". Heinrich Böll Stiftung.Als wir in das Dorf zurückgehen, sehen wir, dass das Dach der Scheune eingeschlagen ist. Eine Gruppe von Soldaten kommt bereits aus dem Gebäude. Mit einem merkwürdig beklommenen Gefühl der Unwirklichkeit starre ich auf eine blutüberströmte Gestalt mit Loch in der Hüfte, die von einem Soldaten rausgetragen wird. Geschockt wird mir erst nach vielen Sekunden bewusst, wer das ist. Kemmerich wird Richtung Lazarett getragen. Paul und ich laufen los, Kemmerichs Blutspur zeigt uns den Weg.
Im Lazarett sehen wir ihn sofort. Er liegt auf dem Bett, zusammengesackt wie ein leerlaufender Schlauch. "*Was nützt es ihm nun, dass er in der Schule so ein guter Mathematiker war?*", denke ich. Ein Sanitäter bemerkt unseren Blick und sagt "*Der ist schon tot. Loch in der Hüfte.*" Paul und ich schauen uns an.
[[So war der Krieg also...]]
Inspiriert von "Remarque, 250".Bei den Worten des Direktors wird mir schon Übel. Seit 2 Jahren geht der Krieg nun schon. Seit 700 Tagen leiden wir Alle darunter...und ein Ende ist noch nicht in Sicht. Nun, mit dem Abschluss meiner Matura, kann ich genauso ins Heer eingezogen werden... "*...nach einem Alter der Redner und Schreiber wird euer Zeitalter nun eine Ära der Helden! Vorwärts mit Gott, vorwärts mit dem Kaiser und Reich!*", beendete der Rektor seine Rede.
Der gesamte Festsaal bricht plötzlich spontan in Jubel und Applaus aus, während ich, inmitten des Geschehens, starr stehen bleibe.
[[Wie wird es nur weitergehen?]]
Adaptiert von "Jarausch, 317".Die Worte des Rektors spiegeln meine Gedanken genau wieder. Seit 2 Jahren geht der Krieg nun schon. Die Franzosen, Russen, und Briten quälen unser Volk seit 700 Tagen. "*...nach einem Alter der Redner und Schreiber wird euer Zeitalter nun eine Ära der Helden! Vorwärts mit Gott, vorwärts mit dem Kaiser und Reich!*", beendete der Rektor seine Rede.
Adrenalin füllt meine Adern, und ich fange vor Energie und Tatendrang fast zu Zittern an, als der gesamte Festsaal spontan in Jubel und Applaus ausbricht. Nun, mit Abschluss der Schule, kann auch ich zum Heer gehen und meine Pflicht ausüben...für Gott und Vaterland!
[[Wie wird es nur weitergehen?]]
Adaptiert von "Jarausch, 317".Nachdem mir der Direktor mein Zeugnis überreicht hat, warte ich, bis die Zeremonie vorbei ist. Dabei denke ich kurz über die letzten Jahre nach. Seit dem 28. Juli 1914 geht es nun schon so. Kein Stein wurde im Krieg bis jetzt nicht umgedreht.
Zu Kriegsbeginn fühlten wir uns hier in Wien, dieser Stadt von zwei Millionen, wie ein Ganzes. In dieser damaligen Stunde wussten wir, dass wir Weltgeschichte, einen nie wiederkehrenden Augenblick miterleben. Damals waren praktisch alle bereit, uns in die glühende Masse zu schleudern, ohne Eigensucht. Damals war ich aber auch noch zu jung dafür. Heute ist das anders. Wer wünscht sich denn kein Ende des Krieges? Es wurde schon so viel geopfert. Was wird meine Rolle für den Krieg sein?
Ich werde aus meinen Gedanken gerissen. Die Zeremonie ist vorbei, und meine Kollegen stehen alle zusammen.
[[Ich gehe zu ihnen.]]
[[Ich weiche ihnen aus, und gehe erst einmal nach Hause.]]
Quelle: Adaptiert von "Zweig, Stefan. 1942. Die Welt von gestern. London.""*Worum geht es bei euch?*", frage ich. "*Wir wollen uns alle Freiwillig melden!*", sagt Kemmerich. "*Willst du nicht studieren gehen? Mit deinen Mathe-Noten?*", erwidere ich. "*Studieren? Ach was, da haben wir nach dem Krieg noch immer genug Zeit! Jetzt gibt es wichtigeres*", wirft Paul ein, und Kemmerich nickt. "*Und, kommst du mit?*"
[[Ich gehe natürlich mit!]]
[[Ich weiß nicht so recht...]]
Paul und Kemmerich wirken enttäuscht. Bist jetzt haben wir schließlich alles gemeinsam gemacht. "*Ach komm schon...du bist doch kein Feigling!*", sagt Kemmerich. "*Eh nicht...ich weiß ja auch nicht...*", flüstere ich nervös. Beim Gedanken an den Krieg fühle ich aber schon Angst. Ich will ja meine Pflicht tun, doch will ich mein Leben geben? Ich habe schon genug Soldaten gesehen, die verletzt heimgekommen sind... Ich drehe mich um, und fühle ihre Blicke in meinem Rücken.
[[Ich weiche ihnen aus, und gehe erst einmal nach Hause.]]Einige Tage danach kommt meine Mutter schluchzend in das Zimmer gelaufen. In ihrer Hand ist der Brief vom kaiserlich-königlichen Kriegsministerium, der meinen Beginn als Soldat bedeuten soll.
Die Russen hatten im Osten eine Offensive gestartet, und die Italiener im Süden. Jeder Mann wurde in der Armee gebraucht, und auch jede Frau in der Fabrik. Wann dieser Krieg wohl ein Ende nehmen würde?
[[Schweren Herzens verabschiede ich mich von meinen Eltern am Bahnhof, und steige in den Zug.]]Ich blicke auf. Über uns steht der blaue Himmel. Am Horizont hängen die weißen Wölkchen der Flakgeschosse, ständig auf der Suche nach Flugzeugen. Nur wie ein fernes Gewitter hören wir das gedämpfte Brummen der Front. Vorbeisummende Bienen übertönen es schon.
Paul, die Kollegen und ich spielen etwas Karten. Dann sagt Heinrich: "*Kinder, Kinder...*", und Paul erwidert: "*Das hätte schiefgehen können.*" Wir sagen nicht viel, doch es braucht nicht viele Worte. Leicht hätte es sein können, dass wir heute nicht hier säßen, sonderm im Lazarett oder der Erde stecken würden. Genau darum ist alles so schön: das Essen, der Himmel, der Wind, und die Ruhe.
Später entschließe ich mich, einen Brief zu schreiben.
[[Von meinen Eltern habe ich schon lange nichts mehr gehört]]
Wovon soll ich schreiben?
[[Vom Stolz am Dienste.]]
[[Vom Schrecken der letzten Tage.]]
Ich beginne meinen Brief:
*19.09.1916
Liebe Mama, lieber Papa,
heute wurden wir endlich von der Front abgezogen. Die siebte Isonzoschlacht hab ich miterlebt. Wann werden die Italiener endlich aufgeben? Von unseren 150 Mann sind nur 80 wiedergekommen. Dafür haben wir immerhin doppelt so viel Essen bekommen. Ein Italiener ist mich einmal angerannt, und nur im Nahkampf konnt ich ihn erwischen. Die ganze Kompagnie ist gerade froh, dass wir 80 zurückgekommen sind. Ich freu mich schon auf den ersten Urlaub. Eine kleine Verletzung wär ganz schön. Im Lazarett hätt ich Urlaub, und müsste vielleicht nie wieder zurück!...*
Wie geht es weiter?
[[Ich frage, wie die Stimmung daheim ist.]]
[[Ich schreibe von der schönen Ruhe des jetzigen Moments.]]
Adaptiert von "Briefsammlung. 1916. "Rudolf Emmerich an seine Eltern am 01.03.1916". URL: https://www.briefsammlung.de/feldpost-erster-weltkrieg/brief.html?action=detail&what=letter&id=1903 (abgerufen am 28.06.2024."Ich beginne meinen Brief:
*19.09.1916
Liebe Mama, lieber Papa.
Ihr beide glaubt gar nicht, was ich in den letzten Wochen erlebt habe. Die sechste Isonzoschlacht im August hab ich ja verpasst, aber nun war ich bei der Siebten dabei! Ich helfe, Weltgeschichte zu machen. Wir haben Herren abgelöst, die schon lange, einige über ein Jahr, hier sind. Unser Kommando dauert mindestens noch 3, höchstens 6 Monate, bevor ich Euch Zuhause besuchen kann. Und ich selbst konnte die Italiener zurückschlagen.
Wir haben unser Land beschützt. Sogar die Italiener und Slawen, die sonst so oft von Österreich klagen blicken stolz auf unsre Taten...*
Wie fahre ich fort?
[[Ich schreibe von der Ruhe des jetzigen Moments.]]
[[Ich frage, wie die Stimmung Zuhause ist.]]
Adaptiert von "Briefsammlung. 1916. "Rudolf Emmerich an seine Eltern am 01.03.1916". URL: https://www.briefsammlung.de/feldpost-erster-weltkrieg/brief.html?action=detail&what=letter&id=1903 (abgerufen am 28.06.2024; Baczkowski, Michal. 2019. "The Disintegration of the Autro-Hungarian Army in 1918". In: Folia Historica Cracoviensia, 125."*...Und jetzt ist es so schön ruhig. Wenn ich mal länger von der Front weg sein darf, werd ich mir sicher Triest, Ljubljana und Graz anschauen, wenn nicht gerade nach Triest hingeschossen wird. Hoffentlich wird uns mit dem Sonntags-Urlaub dorthin nicht so viel Schwierigkeit gemacht. Ich freue mich von Euch zu hören,
Herzl. Grüße, Euer Sohn.*
Ich lese meinen Brief noch einmal und gebe ihn beim Postamt ab.
[[Was würden wohl die nächsten Wochen und Monate bringen?]]
Adaptiert von "Briefsammlung, 1916."
*...Und wie geht es Euch? Was tut sich an der Heimatfront? Ich habe von Paul gehört, dass Joseph, der Sohn der Familie Emmerich, in Russland gefallen ist. Und wie ist die Stimmung in Wien?
Ich freue mich auf Eure Antwort,
herzl. Grüße, Euer Sohn.*
Ich lese meinen Brief noch einmal durch, ehe ich ihn im Postamt abgebe. Hoffentlich kommt er sicher daheim an. Dann drehe ich mich um, und gehe wieder zu den Kollegen zurück.
[[Was würden wohl die nächsten Wochen bringen?]]
Adaptiert von "Briefsammlung, 1916".Einige Wochen später erhalte ich schließlich die Antwort meiner Eltern. Im Schützengraben sitzend lese ich:
"*09.10.1916,
Lieber Sohn! Herzlichen Dank für Deinen lieben Kartenbrief, dürft Ihr doch jetzt etwas mehr schreiben.
Wir haben ihn heute bekommen, und will Dir gleich Nachricht geben, und zugleich gebe ich zwei Paketchen auf. Kleidung, Käse, Brot und Zigaretten sind darin. Lass es Dir gut schmecken. Heute sind es 20 Jahre seit Dein Josephonkel gestorben. Lebte er noch, wie würder er auch sich um Dein Leben bangen, aber auch stolz auf Dich sein. Man soll jedoch nicht murren, sondern das Schicksal nehmen wie es kommt. Du schreibst gar nichts von Euren Verlusten. Du wirst uns keine Angst machen wollen. Schreibe nur oft wie es Dir geht..."*
BAM
Ein Schuss schlägt ein paar Meter neben mir ein und ich ducke mich weiter in den Graben. Ich ducke mich tiefer in den Graben und [[lese weiter]]
Adaptiert von "Briefsammlung. 1918. Großmutter an Adolf Treber am 18.04.1918. URL: https://www.briefsammlung.de/feldpost-erster-weltkrieg/brief.html?action=detail&what=letter&id=1939&date_from_mn_name=07&date_from_yr_name=1917&date_to_mn_name=05&date_to_yr_name=1917 (abgerufen am 04.07.2024).Einige Wochen später erhalte ich schließlich die Antwort meiner Eltern. Im Schützengraben sitzend lese ich:
"*09.10.1916,
Lieber Sohn, ich hoffe, Du erhälst unser Paket. Wir haben Dir gleich Schinken, Schokolade, Kecks, Strümpfe und Zigaretten mitgeschickt. Wie geht es Dir gerade? Dein Brief füllt uns mit Freude ob Deiner Gesundheit. Fritz Haubold, den Vater von Kemmerich haben wir getroffen. Er lässt Dich schön grüßen und dankt Dir für Deinen Dienst. Mein lieber Sohn! Ach wenn doch bald ein Ende wäre, und der liebe Gott Dich nach Hause kommen kön...*"
BAM
Ein Schuss schlägt ein paar Meter neben mir ein und ich ducke mich weiter in den Graben. Ich ducke mich tiefer in den Graben und [[ich lese weiter]]
Adaptiert von "Briefsammlung. 1916. Mutter an Sohn Mathias Möller(?) am 23.06.1916. URL: https://www.briefsammlung.de/feldpost-erster-weltkrieg/brief.html?action=detail&what=letter&id=1801&date_from_mn_name=07&date_from_yr_name=1917&date_to_mn_name=05&date_to_yr_name=1917 (abgerufen am 04.07.2024).""*Am Isonzo muss es ja furchtbar zugehen. Gaber Schorschl ist im Lazarett gestorben, er hatte einen Bauchschuss. Schöttl Seppl, der Schuster, ist gefallen, der Lehrer Wegmann auch, und vom Drexler vom Postkeller der Ludwig. Aber trotzdem haben wir gesiegt! Ich finde keine Worte um mein Staunen und meine Bewunderung zu bekennen für die Leistungen in diesen Kämpfen. Heute brachte der Tagesbericht, dass die Russen im Osten Land räumen müssen.
In Wien ist es am letzten Sonntag zugegangen. Ganze Nächte mussten Frauen anstehen, dass sie Brot und Fleisch bekommen. Und sie bekommen keine Brotkarte, keine Butterkarte, und dann sagte ein Offizier auch noch, dass wir auf die Wiese gehen sollen und Gras fressen. Kaffeehäuser wurden gestürmt bis 1 Uhr nachts, wo sich groß Kopfige darin befanden. In der Zeitung stand aber nicht viel davon.
Lieber Sohn, wenn Du kannst, schreib uns ja wieder. Herlich Grüßt Dich Vater und Mutter..*"
Gerade packe ich den Brief in meine Tasche, als ein Beobachtungsflugzeug zwischen den Wolken aufscheint. Die bedeuten immer Artillerie. Paul und Andere sitzen weiter vorn in der Stellung. Ich weiß nicht, ob sie das Flugzeug gesehen haben.
[[Ich laufe vor und warne sie.]]
[[Ich bin mir sicher, dass sie das Flugzeug gesehen haben, und gehe zum Bunker.]]
Adaptiert von "Briefsammlung, 1918; Briefsammlung. 1916. Mutter an Sohn Mathias Möller; Remarque, 116".*...Und wie geht es Euch? Was tut sich an der Heimatfront? Ich habe von Paul gehört, dass Joseph, der Sohn der Familie Emmerich, in Russland gefallen ist. Und wie ist die Stimmung in Wien?
Ich freue mich auf Eure Antwort,
herzl. Grüße, Euer Sohn.*
Ich lese meinen Brief noch einmal durch, ehe ich ihn im Postamt abgebe. Hoffentlich kommt er sicher daheim an. Dann drehe ich mich um, und gehe wieder zu den Kollegen zurück.
[[Was würden wohl die nächsten Wochen und Monate bringen?]]
Adaptiert von "Briefsammlung, 1916".*...Aber jetzt ist es so schön ruhig. Wenn ich mal länger von der Front weg sein darf, werd ich mir sicher Triest, Ljubljana und Graz anschauen, wenn nicht gerade nach Triest hingeschossen wird. Hoffentlich wird uns mit dem Sonntags-Urlaub dorthin nicht so viel Schwierigkeit gemacht. Ich freue mich von Euch zu hören,
Herzl. Grüße, Euer Sohn.*
Ich lese meinen Brief noch einmal und gebe ihn beim Postamt ab.
[[Was würden wohl die nächsten Wochen bringen?]]
Adaptiert von "Briefsammlung, 1916."
"*Am Isonzo muss es ja furchtbar zugehen. Gaber Schorschl ist im Lazarett gestorben, er hatte einen Bauchschuss. Schöttl Seppl, der Schuster, ist gefallen, der Lehrer Wegmann auch, und vom Drexler vom Postkeller der Ludwig. In Wien ist es am letzten Sonntag zugegangen. Ganze Nächte mussten Frauen anstehen, dass sie Brot und Fleisch bekommen. Und sie bekommen keine Brotkarte, keine Butterkarte, und dann sagte ein Offizier auch noch, dass wir auf die Wiese gehen sollen und Gras fressen. Kaffeehäuser wurden gestürmt bis 1 Uhr nachts, wo sich groß Kopfige darin befanden. In der Zeitung stand aber nicht viel davon. Ein jeder sagt, wir wären besser dran, wenn der Krieg vorbei wär.
Lieber Sohn, wenn Du kannst, schreib uns ja wieder. Herlich Grüßt Dich Vater und Mutter..*"
Gerade packe ich den Brief in meine Tasche, als ein Beobachtungsflugzeug zwischen den Wolken aufscheint. Die bedeuten immer Artillerie. Paul und Andere sitzen weiter vorn in der Stellung. Ich weiß nicht, ob sie das Flugzeug gesehen haben.
[[Ich laufe vor und warne sie.]]
[[Ich bin mir sicher, dass sie das Flugzeug gesehen haben, und gehe zum Bunker.]]
Adaptiert von "Briefsammlung, 1918; Briefsammlung. 1916. Mutter an Sohn Mathias Möller; Remarque, 116".
Ich laufe weiter nach vorne und arbeite mich geduckt durch die Schützengräben durch. Nach ein paar Minuten funkt es von Schrapnells und Granaten. Das muss der Beginn einer neuen Offensive sein.
Ich höre ein bereits bekanntes Surren, und eine Explosion direkt neben mir wirft mich gegen die Wand des Schützengrabens. Die Luft wird mir aus den Lungen gepresst, als ich instiktiv erkenne, dass es sich um Artillerie handeln muss. Kurz klingeln meine Ohren unfassbar, doch ich fasse mich und stolpere schnell weiter.
Doch Kurz zögere ich. Tiefer in die Schützengräben laufen könnte lebensgefährlich sein. Ich habe bereits gelernt, dass man dann überlebt, wenn man auf sich selbst schaut.
[[Ich laufe trotzdem weiter, und versuche zu Paul und den anderen durchzustoßen.]]
[[Ich drehe um.]]
Adaptiert von "Remarque, 116".Gerade als ich in den Bunker laufe, beginnt das Feuer zu trommeln. Die Erde bebt über mir, während ein Dutzen Soldaten mit mir im engen Bunker sitzen.
[[Ich warte das Ende des Artilleriefeuers ab, während über mir die Erde bebt.]]Fast kann ich es selbst nicht glauben, doch ich laufe trotz der Gefahr kopfschüttelnd weiter. Kurz vor Pauls Stellung kommt er mir entgegen. Zu viert sind sie im Maschinengewehrnest gesessen. Zu zweit stehen Paul und Franz, ein erfahrener Soldat, nun mit gedücktem Kopf da.
Wohlwissend, was mit den Anderen passiert ist, nicke ich ihnen nur kurz zu, und die Rückreise beginnt.
[[Ich drehe mich gleich um, und laufe als Erster los.]]
[[Ich lasse sie nach vorn und laufe direkt hinter Paul nach.]]
Adaptiert von "Remarque, 116".Unter tosendem Artilleriefeuer drehe ich um. Während des Laufens wische ich mir die Erde aus dem Gesicht, und bete, dass ich es bis zum Bunker schaffen kann.
Drei Ecken noch. Eine Explosion rechts von mir.
Zwei Ecken. Über mir fliegen die Schüsse der eigenen Artillerie als Gegenfeuer, und das Konzert der Front gibt eine weitere Zugabe.
Eine noch. Ich biege um die Ecke und springe in den Bucker.
[[Ich warte das Ende des Artilleriefeuers ab, während über mir die Erde bebt.]]Während ich Paul vorbeilaufen lasse, erhasche ich einen schnellen Blick ihrer Stellung. Die fehlenden Zwei sind so zerschmettert worden, dass man sie wohl nur noch mit dem Löffel von der Wand abkratzen, und im Kochgeschirr beerdigen könnte.
Ich drehe mich sofort um. Solche Bilder haben mich die letzten Wochen bereits genug begleitet. Wir sprinten durch das Artilleriefeuer zurück, als eine weitere Explosion zwischen Paul und den Anderen einschlägt.
[[Ein weiteres Mal drückt mir die Explosion die Luft aus den Lungen.]]Ich sprinte geduckt los. Immer wieder drehe ich mich um, um mich zu vergewissern, dass Paul und Franz noch hinter mir sind. Plötzlich saust es direkt über uns, und ehe ich verarbeiten kann was passiert, drückt es mir die Luft aus den Lungen.
Ich öffne die Augen und sehe Pauls verschmiertes Gesicht vor mir. Er rüttelt an mir:. "*He, he...HE!*"
Ich blicke ihn kurz an, bevor meine Augen fast wieder zufallen. Paul hebt mich hoch und stoppt kurz. Er will meine Beine fassen, doch selbst im Schock schreie ich auf vor Schmerz. Da erst bemerkt Paul, wie schlimm es um mich steht. Da erst bemerke ich selbst, wie schlimm es um mich steht.
Meine Beine sind fast abgerissen und völlig zerfetzt, und beim Anblick werde ich fast bewusstlos.
[[Paul läuft los.]]Mein rechter Arm sticht, und als ich hinunterblicke erkenne ich dreckige, zerfetzte Haut und Fleisch. Daran ist er noch, und auch die Finger kann ich noch bewegen. Im Schockzustand richte ich mich auf, und blicke mich blitzschnell um. Franz, der erste, liegt ohne Unterleib da. Die Explosion hat ihm die Beine abgerissen. Tot lehnt er auf dem Rücken im Graben, das Gesicht käßeweiß. Zwischen dem Vollbart glüht noch eine Zigarette, die weiter vor sich hin glimmt.
Paul liegt stöhnend vor mir auf dem Boden. Blut rinnt über sein schweißbedecktes, verschlammtes Gesicht. Was soll ich tun?
[[Ich hebe ihn hoch und laufe mit ihm am Rücken weiter.]]
[[Ich kümmere mich um mich selbst und laufe verletzt weiter.]]
Adaptiert von "Remarque, 116".Während des Laufens wische ich mir die Erde aus dem Gesicht, und ich bete, dass ich es bis zum Bunker schaffen kann.
Drei Ecken noch. Rechts und links von mir donnert die Erde, doch unbeeinflusst sprinte ich weiter.
Zwei Ecken noch. Über mir fliegen Schüsse der eigenen Artillerie. Das Gegenfeuer hat begonnen, und das Konzert der Front erreicht seinen Höhepunkt.
Eine Ecke noch. Ich sehe den Bunker.
[[Und sprinte hinein.]]Während des Laufens wische ich mir die Erde aus dem Gesicht, und ich bete, dass ich es bis zum Bunker schaffen kann.
Drei Ecken noch. Rechts und links von mir donnert die Erde, doch unbeeinflusst sprinte ich weiter.
Zwei Ecken noch. Über mir fliegen Schüsse der eigenen Artillerie. Das Gegenfeuer hat begonnen, und das Konzert der Front erreicht seinen Höhepunkt.
Eine Ecke noch.
[[Ich sehe den Bunker.]]Plötzlich zerreißt es die Luft. Als ich aufstehen möchte, kippe ich wieder um. Ich möchte mich aufstützen, doch meine Hand rutscht von meinem Bein ab. Ich blicke nach unten.
Mein Bauch ist völlig zerfetzt, und mein linkes Bein hängt nur noch lose am Körper. Ich sacke weiter zusammen.
Hilfesuchend versuche ich zum Bunker zu kriechen, doch meine Energie reicht nicht aus. Egal wie sehr ich mich bemühe, ich kann mich nicht mehr aufrichten. "*Hilfe...bitte*" Im Dreck liegend versuche ich nach Hilfe zu rufen. Doch meine schwache Stimme kommt keinen Meter weit, bevor sie vom Dröhnen des Kriegs überwältigt wird. Niemand wird den Bunker verlassen, bevor Ruhe eingekehrt ist.
Weinend wird mir bewusst, dass ich es nicht mehr schaffe. Nur ganz am Ende hört der Schmerz kurz auf, und im Delirium des Todes denke ich noch einmal klar. Ein letztes Mal sehe ich mein Zuhause vor mir, und das erste Mal seit ich auf der Welt bin, wird meine Familie morgen ohne mich aufwachen. Sie werden auf meinen Brief warten,
[[Nur ich, ich bin gestorben.]]
Adaptiert von "Jünger, 8; Remarque, 255".Doch davon bekomme ich praktisch nichts mehr mit. Meine Beine hängen lose da, und meine zitternden Arme können Paul nicht mehr fassen.
Wie durch ein Wunder kommt Paul schließlich doch bei unserem Bunker an. Verzweifelt blickt er sich um, und läuft durch das unterirdische Netzwerk bis zu einem Sanitäter. Dieser starrt mich nur kurz an und sagt dann: "*Das hättest du dir sparen können*". Paul blickt ihn still an, er weiß, was meine Verletzungen bedeuten. Der Sanitäter zeigt auf mich "*Der ist ausgeblutet, für den haben wir keine Mittel mehr...aber brauchst du was?*"
Paul atmet kurz durch und erkennt erst dann seine eigene Verletzung. Sein rechter Arm ist zerfetzt. Paul nickt und blickt zu mir.
"*Willst du sein Soldbuch und seine Sachen mitnehmen?*", fragt der Sanitäter, während er Pauls Arm verarztet. Paul starrt ihn wortlos an, dann nickt er.
Während sich Paul bereit macht, zur Front zurückzukehren, höre ich ein letztes Mal die Erde unter der Artillerie beben. Am Ende hört der Schmerz kurz auf, und im Delirium des Todes denke ich noch einmal klar: Ich sehe mein Zuhause vor mir. Das erste Mal seit ich auf der Welt bin, wird meine Familie morgen ohne mich aufwachen. Sie werden auf meinen Brief warten,
[[Nur ich, ich bin gestorben.]]
Adaptiert von "Remarque, 255-256; Jünger, 8-9"Wir sitzen so in der gespannten Starre des untätigen Wartens. Nachdem das Artilleriefeuer aufhört, beginnt die eigentliche Offensive der Italiener.
Angriff, Gegenangriff, Stoß, Gegenstoß. Das sind Worte, aber was umschließen sie! Während des Kampfes fallen von meinem Dutzen Kollegen sechs. Sie sind fast alle Teil der neuen Regimenter. Noch jünger als ich, mit weniger Ausbildung und keiner Erfahrung.
Nach einem Gegenangriff ziehen wir uns wieder in den Bunker zurück. Ich blicke mich um. Die jungen Rekruten sitzen völlig blass neben mir. Einer betet, während ein anderer zittert und nach seinen Eltern flüstert. Kaum sehen sie meine Blicke, hören sie auf. Diese braven, armen Hunde, die so verschüchtert sind, dass sie nicht laut zu schreien wagen.
[[Meine Gedanken werden vom erneuten Artilleriefeuer unterbrochen.]]
Adaptiert von "Remarque, 118".Die Erde bebt wieder über uns, als eine Explosion den Eingang trifft. Nun bebt die Erde nicht mehr, sondern bricht über uns. Im Chaos der Situation versuche ich zum Eingang zu laufen, welcher allerdings direkt vor mir kollabiert. Ich drehe mich im Kreis und versuche, einen Ausgang zu finden. Erde bröselt auf meinen Helm und die jungen Rekruten weinen nun offen.
Immer mehr Erde bröselt auf uns herab, und ich befürchte, dass der Bunker einstürzen könnte.
[[Ich laufe tiefer in das Tunnelnetzwerk, um dort vor der einstürzenden Decke sicher zu sein.]]
[[Ich bleibe hier, um schneller geborgen zu werden, und nicht Meter unter der Erde eingesperrt zu sein.]]
Adaptiert von "Orie, Amarachi; Schmidt, Nadine. 2023. 'Germany won't excavate WWI tunnel containing hundreds of soldiers' bodies'. CNN. URL: https://edition.cnn.com/2023/02/11/europe/germany-winterberg-tunnel-wwi-soldiers-intl-scli/index.html (abgerufen am 03.08.2024)."Ich verliere im Chaos kurz die Orientierung. Die Panik der Rekruten steckt mich an, und selbst durch den dichten Staubnebel kann ich die Risse in der Decke erkennen. Nur noch ein paar Treffer und sie bricht ein. Ich blicke mich um und laufe zum Tunnel, der in das tiefere Stockwerk führt. "*Hee, hierher!*", rufe ich und laufe sofort weiter. Die Anderen werden schon kommen.
Schließlich erreiche ich den nächsten, und letzten Raum. Ich zünde ein Streichholz an und blicke mich um. Hier sind Betten, Verbandszeug und Munition. Weder Essen noch Wasser sind zu finden.
Dann stolpern die anderen zu mir in den Raum. Die Panik ist uns ins Gesicht geschrieben. An der Oberfläche weiß ich immerhin, was ich tun, wie ich mich schützen, oder wohin ich laufen kann. Hier unten gibt es keinen Handlungsspielraum.
[[Ich zünde noch ein Streichholz an.]]
Adaptiert von "Adaptiert von "Orie; Schmidt. Germany won't excavate".Durch den Staub, die Schreie, und die immer stärker bröckelnde Decke verliere ich kurz die Orientierung. Ich erkenne, wie die neuen Rekruten in die tieferen Gänge des Bunkers laufen, doch in der Ecke nahe des Eingangs erkenne ich eine Stelle, welche vom Beton rundherum geschützt sein könnte.
Ich nehme die Chance und springe in die Ecke. Meinen Helm auf mir lege ich die Hände schützend über meinen Kopf. Meine Augen tränen vom vielen Staub, doch ich möchte mein Gesicht nicht mit der Gasmaske schützen. Die engt mich zu sehr ein.
Ein kurzer Blick zur Decke verrät mir, dass sie bald völlig einbrechen muss - die Risse in ihr breiten sich immer weiter aus. Noch ein oder zwei Artillerietreffer und das war es mit ihr.
Wartend sitze ich angespannt. Ich höre noch die panischen Schreie der Anderen, ehe die Decke ein weiteres Mal erbebt. Sekunden danach breiten sich riesige Risse in ihr aus, und ehe ich noch etwas unternehmen kann stürzt sie über mir ein. Das Gewicht der Erde drückt mir alle Knochen zusammen und ich kann nicht mehr atmen. Ich versuche mich zu befreien, doch kann keinen Finger rühren. Alle Kraft reicht nicht aus, um diese Naturgewalt von mir zu drücken.
Meine letzten Gedanken sind von Panik gefüllt. Erst ganz am Ende, als meine letzten Erinnerungen verschwinden, denke ich noch an meine Eltern. Sie würden nie eine Antwort auf ihren Brief bekommen...das erste Mal in 18 Jahren werden sie auf einer Welt aufwachen, auf der es mich nicht mehr gibt. Für sie geht es noch weiter durch diesen Krieg, [[Nur ich, ich bin gestorben.]]
Adaptiert von "Orie; Schmidt. Germany won't excavate"."*He, mach das Streichholz aus...das verbraucht Sauerstoff.*", sagt einer der Rekruten zu mir knapp. Ich zögere kurz. Wollen wir wirklich in der Finsternis sitzen? Doch er hat recht. Ich wedle mit der Hand, der letzte Lichtstrahl verschwindet.
Dann bricht die Decke des obersten Raums ein. Wir alle wissen was das bedeutet. Wir sitzen nun mehr als zehn Meter unter der Decke, und bis die Offensive vorbei ist, wird uns niemand finden können.
Sekunden werden zu Minuten und Minuten zu Stunden. Geredet wird fast nichts. Immer wieder höre ich schluchzen und beten, oft abwechselnd. Ich versuche ruhig zu bleiben. Plötzlich höre ich einen Knall neben mir, und ein Schuss schlägt wie ein Blitz in der Decke ein.
[[Was war das?]]
Adaptiert von "Orie; Schmidt. Germany won't excavate".Wir hören einen dumpfen Schlag, und ich rieche Schießpulver. Leise frage ich: "*He...noch Alle da?*", als ein Kollege selbst ein Streichholz anzündet. Wir blicken uns um, und erkennen schnell einen leblosen Körper neben uns.
Einer der neuen Rekruten, daneben sein Gewehr. Er hat den schnellen Weg genommen.
Das Streichholz brennt aus, und ich setze mich starr hin. Niemand weint oder betet mehr. Wir alle scheinen zu wissen, was uns erwartet. Ob ersticken, verdursten, oder Suizid...das Endresultat wird das Gleiche sein. Die letzte Offensive hat Tage gedauert. Bis dahin lebt hier keiner mehr, den man noch bergen kann. Ich denke an meine Eltern, an mein Zuhause. In der Dunkelheit des Bunkers sehe ich nur noch meine Erinnerungen.
Weitere Stunden vergehen. Noch ein Schuss ist gefallen, doch es bleibt ruhig. Ich fühle noch einmal die Erde unter meinen Fingern, den kühlen kalten Stahl meiner Waffe, und ich fühle, wie die Luft meine Lungen füllt. Meine Eltern werden bald ins Bett gehen, denke ich. Jeden Tag werden sie hoffnungsvoll in den Briefkasten blicken, doch nie werden sie meine Antwort bekommen. Ob man mich je finden wird?
Für meine Eltern wird das Leben, der Krieg, weitergehen, [[doch für mich ist es, egal auf welche Art, vorbei.]]
Adaptiert von "Orie; Schmidt. Germany won't excavate".
Vom Beginn des Krieges am 28. Juli 1914 bis zum Ende am 11. November 1918 starben circa 20.000.000 Millionen Menschen. Das ist so, als würde alle Personen in Wien zehn Mal sterben müssen.
Zehn. Ganze. Mal.
Weitere 21.000.000 Millionen Menschen wurden direkt durch den Krieg verwundet. Konflikte wie der Russische Bürgerkrieg, welche als Konsequenz des Ersten Weltkrieges ausgelöst wurden, sollten weitere Millionen an Opfern fordern.
In Österreich-Ungarn wurden 3%, oder jeder 33. Mensch, getötet. Etwa 467.000 Zivilisten verloren ihr Leben. Von 7.8 Millionen Soldaten starben ca. 1.1 Millionen. Von den übrigen 6.7 Millionen wurden 3.620.000 verwundet. Dies entspricht 14% der männlichen Bevölkerung, und 7% der überlebenden Gesamtbevölkerung. Also jede 13. Person.¹
Der Krieg hat das existierende politische System grundlegend verändert, und unsere Welt bis heute beeinflussen. Statt den vier Staaten in Osteuropa, nämlich Deutschland, Österreich-Ungarn, Russland und Rumänien, existierten nun 11. Deutschland, Österreich, Tschechoslowakien, Ungarn, Rumänien, die Sowietunion, Polen, Litauen, Lettland, Estland und Finland.
Die USA lösten Europa langsam als hegemoniale Region ab. Der Kommunismus und Leninismus kam im russischen Zarenreich an die Macht, und die Bedingungen für den Zweiten Weltkrieg wurden geschaffen. Die Aufteilung des Nahen Ostens, ermöglicht durch das Ende des Osmanischen Reichs, erzeugen bis heute Instabilität. Erst der Zweite Weltkrieg konnte ein neues politisches Gleichgewicht erzeugen, welches die Jahrzehnte danach durch den Kalten Krieg prägte.²
¹Nadège Mougel. 2011. "Explanatory notes - World War 1 casualties - EN". Reperes, 1/6.
²Cameron Fraser. 2014. "The Impact of the First World War and Its Implications for Europe Today". Heinrich Böll Stiftung.Ich blicke kurz zu Paul. Er atmet noch, doch ist blass. Ich muss ihn zu einem Lazarett hinter der Front bringen. Ich warte eine kurze Pause im Artilleriegefecht, und laufe wieder aus dem Bunker. Schnell schaffe ich es hinter die Linien, und sehe gerade einen Pferdewagen vor mir. "*Warte, Kollege! Warte, ich hab da einen Verletzten!*"
Der Sanitäter blickt mich kurz an, dann Paul: "*Ne, wir haben keinen Platz mehr, der muss auf den nächsten Wagen.*"
Ich greife in meine Tasche und hole eine Packung Zigaretten raus: "*Du kannst die ganze haben...nimm ihn nur mit. Bitte.*" Der Sani blickt mich an, dann die Zigaretten, dann nickt er. "*Leg ihn hinten rein, eng wirds werden, aber es wird werden.*" Dann blickt er auf meinen zerfetzten Arm: "*Und du auch gleich mit rein. Na los, den Arm kriegst sonst nicht mehr hin.*"
[[Wir kommen im Feldlazarett an.]]
Inspiriert von "Remarque, 21""*Jetzt gehts nach Hause, Paul*", sage ich. "*Hoffentlich*", antwortet er schwach. "*Wenn sie mir Knochen abnehmen, dann mach ich Schluss. Ich will nicht als Krüppel durch die Welt laufen.*"
So sitzen wir beide im Lazarett und warten auf den Arzt. Paul kommt gleich dran, doch ich muss warten. Beim hinausgehen sagt er mir, dass er in ein Krankenhaus kommt, und alles an ihm dran bleibt. Er hat das Ticket in die (wohl nur temporäre) Freiheit gewonnen. Als ich dann vor dem Arzt sitze, überlege ich rasch, was ich tun soll. Es ist bekannt, dass die Ärzte in den Feldlazaretten leicht amputieren.
Es geht zuerst gut. Der Arzt stochert in der Wunde herum, dass mir schwarz vor augen wird. "*Stellen Sie sich nicht so an*", schimpft er und säbelt weiter. Die Schmerzen sind unerträglich, und zwei Krankenwärter halten meine Arme fest, damit ich dem Arzt nicht eine mitgebe.
"*Puh...das ist schwer*", der Arzt schielt bereits zur Knochensäge.
[[Ich stoße die Wärter weg von mir und befreie mich vom Arzt.]]
[[Ich lasse die Behandlung des Arztes über mich ergehen, egal, wie es kommen wird.]]
Adaptiert von "Remarque, 214-215".Die Operationsinstrumente blitzen im hellen Licht wie bösartige Tiere, und die Knochensäge bringt das Fass zum überlaufen. Noch bevor der Arzt zur Säge greifen kann, kriege ich einen Wärter los und will ihn dem Arzt in die Brille werfen, als er es merkt und wegspringt. "*Chloroformiert den Kerl!*" schreit er wütend.
Ehe ich etwas sagen kann, werde ich betäubt und ich sacke zusammen.
[[Wie geschieht mir nur?]]Der Azrt wühlt nur so in meiner Wunder, und schielt ab und zu über seine Brille rüber zu mir. Meine Hände quetschen und krampfen sich, aber eher verrecke ich, als dass er einen Mucks von mir hört. Weder Chloroform noch Säge wird er bei mir brauchen.
Er angelt gerade einen nagelgroßen Splitter heraus und wirf ihn mir zu. Zufrieden von meinem Verhalten sagt er zu mir: "*Morgen gehts ab nach Hause. Wenn sich der Arm nicht entzündet, dann bleibt alles so wie es sein soll.*"
Ich werde eingegipst, und steige in den Zug zu. Paul ist nirgends mehr zu sehen. Seine Verletzung war schlimmer als meine.
[[Ich denke an ihn, als der Zug los rollt.]]
Adaptiert von "Remarque, 215-216".Ich öffne meine Augen. Schwach und zitternd möchte ich mich aufheben, als eine Schwester zu mir kommt. Sie drückt mich sanft zurück auf das Bett. Wieder fallen meine Augen zu.
Als ich sie wieder öffne, scheint die Sonne auf mein Gesicht. Wie spät es wohl ist? Wo ich wohl bin? Da höre ich Stimmen vom Gang. Die anderen im Zimmer wachen auch auf. Einer sagt: "*Das ist die Morgenandacht. Die Schwestern beten jeden Morgen. Damit ihr euren Teil abkriegt, machen sie die Türen auf.*"
Gut gemeint mag es wohl sein, doch die Knochen tun mir trotzdem weh. Da richte ich mich etwas auf, um einen Blick auf mich zu werfen. Die Beine sind dran, der linke Arm auch, der rechte...
Im Schock starre ich meine Hand an, oder besser, der Ort, wo sie sein sollte. Die Schwestern beten weiter. Schwach, aber doch vom Schock wütend schreie ich: "*Ruhe da draußen!*"
[[Nach einer Minute erscheint eine Schwester.]]
Adaptiert von "Remarque, 223""*Machen sie doch die Tür zu, Schwester*", sagt ein Anderer. "*Es wird gebetet, deshalb ist die-*", erwidert sie, als ein Anderer "*Wir möchten aber schlafen*", ruft.
"*Beten ist besser als schlafen*", sagt sie, unschuldig lächelnd, "*Es ist auch schon sieben Uhr.*"
Ich stöhne, und schnauze: "*Tür zu!*".
Verdutzt blickt sie mich an: "*Es wird doch auch für Sie gebetet.*"
"*Einerlei! Tür zu!*"
Sie verschwindet, doch die Tür lässt sie offen. Im Fieberdelirium nehme ich eine Flasche vom Nachtkasten, ziele, und werfe sie auf den Gang. Sie zerspringt in tausend Splitter. Das Beten hört auf. Ein Schwarm voll Schwestern erscheint sofort und schimpft, [[doch ich dröhne wieder weg.]]Im Laufe der Tage erkenne ich mein Schicksal, und im Laufe der Wochen beginne ich langsam, mich damit abzufinden. Dabei bin ich eigentlich rechtshänder.
Mutter und Vater schreiben, dass ich auch sterben hätte können. Vielleicht haben sie eh recht. Lieber lebending und für immer vom Krieg gebrandmarkt, als tot und begraben.
Auch von Paul habe ich wieder gehört. Er wird wieder gesund aus dem Spital kommen, doch dann wird er wieder an die Front kommen. Von den elf Freiwilligen aus unserer Klasse leben nur noch Paul, zwei andere, und ich.
[[So endet meine Rolle im Krieg.]]Jahre später, im Oktober 1918, bekomme ich einen Brief von Paul.
"*...Der Waffenstillstand kommt bald, ich glaube es jetzt auch. Dann werden wir nach Hause fahren.
Dazu habe ich keine Gedanken. Was mich mit Übermacht hinzieht und erwartet sind Gefühle. Lebensgier, Heimatgefühl, es ist da sBlut, es ist der Rausch der Rettung. Aber es sind keine Ziele.
Wäre ich 1916 auch aus dem Krieg gekommen, dann hätten wir beide gemeinsam aus dem Schmerz und der Stärke unserer Erlebnisse einen Sturm entfesselt. Wenn ich jetzt zurückkehre, bin ich müde, zerfallen, ausgebrannt, wurzellos, und ohne Hoffnung. Ich kann mich nicht mehr zurrechtfinden, und man wird mich nicht verstehen, wenn man nicht selbst hier war...*"
Ich überlege lange, was ich Paul antworten soll. Mein Arm zieht.
[[Ein Monat später, höre ich das nächste Mal etwas von ihm.]]
Adaptiert von "Remarque, 257-258".Paul fiel einige Tage später, noch im Oktober 1918, an einem Tag, der so ruhig und still war an der ganzen Front, dass der Heeresbericht sich nur auf einen Satz beschränkte: in Italien sei nichts Neues zu melden.
Paul wurde vornübergesunken gefunden, und lag wie schlafend an der Erde. Als man ihn umdrehte, sah man, dass er sich nicht lange gequält haben konnte. Sein Gesicht hatte einen so gefassten Ausdruck, als wäre er beinahe zufrieden damit, dass es so gekommen war.
[[Wie wird es wohl weitegerhen?]]
Adaptiert von "Remarque, 259"Vom Beginn des Krieges am 28. Juli 1914 bis zum Ende am 11. November 1918 starben circa 20.000.000 Millionen Menschen. Das ist so, als würde alle Personen in Wien zehn Mal sterben müssen.
Zehn. Ganze. Mal.
Weitere 21.000.000 Millionen Menschen wurden direkt durch den Krieg verwundet. Konflikte wie der Russische Bürgerkrieg, welche als Konsequenz des Ersten Weltkrieges ausgelöst wurden, sollten weitere Millionen an Opfern fordern.
In Österreich-Ungarn verloren etwa 467.000 Zivilisten verloren ihr Leben. Von 7.8 Millionen Soldaten starben ca. 1.1 Millionen. Von den übrigen 6.7 Millionen wurden 3.620.000 verwundet. Dies entspricht 14% der männlichen Bevölkerung, und 7% der überlebenden Gesamtbevölkerung. Also jede 13. Person.¹
Der Krieg hat das existierende politische System grundlegend verändert, und unsere Welt bis heute beeinflussen. Statt den vier Staaten in Osteuropa, nämlich Deutschland, Österreich-Ungarn, Russland und Rumänien, existierten nun 11. Deutschland, Österreich, Tschechoslowakien, Ungarn, Rumänien, die Sowietunion, Polen, Litauen, Lettland, Estland und Finland.
Die USA lösten Europa langsam als hegemoniale Region ab. Der Kommunismus und Leninismus kam im russischen Zarenreich an die Macht, und die Bedingungen für den Zweiten Weltkrieg wurden geschaffen. Die Aufteilung des Nahen Ostens, ermöglicht durch das Ende des Osmanischen Reichs, erzeugen bis heute Instabilität. Erst der Zweite Weltkrieg konnte ein neues politisches Gleichgewicht erzeugen, welches die Jahrzehnte danach durch den Kalten Krieg prägte.²
¹Nadège Mougel. 2011. "Explanatory notes - World War 1 casualties - EN". Reperes, 1/6.
²Cameron Fraser. 2014. "The Impact of the First World War and Its Implications for Europe Today". Heinrich Böll Stiftung.Selbst als wir uns von der Front und ihrem Gehämmer entfernen, kann ich keine Minute schlafen. In meinem Wagen sterben sieben Leute. Einer singt eine Stunde lang in einem hohen Quetsch-Tenor, ehe er zu röcheln beginnt. Ein anderer kriecht noch zum Fenster. Er liegt davor, als hätte er zum letztenmal hinaussehen wollen.
[[Schließlich erreiche ich das Krankenhaus.]]
Adaptiert von "Remarque, 216"Ich wache im Krankenbett auf. Die Sonne strahlt auf mein Gesicht. Wie spät es wohl ist? Wo ich wohl genau bin? Da höre ich Stimmen vom Gang.
Die anderen im Zimmer wachen auch auf. Einer sagt: "*Das ist die Morgenandacht. Die Schwestern beten jeden Morgen. Damit ihr euren Teil abkriegt, machen sie die Türen auf.*"
Gut gemeint mag es wohl sein, doch die Knochen tun mir trotzdem weh. Da richte ich mich etwas auf, um einen Blick auf mich zu werfen. Die Beine sind dran, der linke Arm auch, der rechte...
Der Verband um meinen rechten Arm blutet durch. Ich zittere. Die Schwestern beten weiter. Schwach, aber doch vom Schock wütend schreie ich: "*Ruhe da draußen! Schwester!*"
[[Nach einer Minute steckt eine junge Krankenschwester den Kopf hinein.]]
Adaptiert von "Remarque, 223"Sie betrachtet meinen Verband und wechselt ihn. Die Wunde darunter stinkt etwas.
Einige Tage danach sitze ich mit gelben Kopf und eingefallenen Wangen da. Die Wunde ist stark entzunden, und ich muss operiert werden.
Danach kotze ich zwei Tage lang und bekomme über 39° Fieber.
Schließlich kommt eine Schwester zu mir und fährt mit meinem Bett los. "*Wohin, Schwester?*"
"*Zum Verbandssaal, keine Angst*", erwidert sie.
Doch sie nimmt meinen Waffenrock und die restlichen Sachen mit. Kurz überlege ich, bis ich verstehe - sie wird die Sachen mitnehmen, weil ich nicht mehr zuückkommen muss! Ein Blick auf den Arm und mein Fieber verrät genug. "*Ich bleibe hier!*", schreie ich, doch sie drücken mich nieder.
[[Ich werde in die Palliativstation, das Sterbezimmer, gebracht.]]
Adaptiert von "Remarque, 225-228".Im Sterbezimmer sehe ich, dass erst das Lazarett zeigt, was Krieg sein kann. Ich bin jung, aber ich kenne vom Leben nichts anderes als Verzweiflung, Tod, Angst, und sinnloses gegeneinander Auspielen von Nationen. Schweigsam, unwissend, gehorsam und unschuldig töten wir uns gegenseitig.
Was werden unsere Eltern tun, wenn wir einmal aufstehen und von ihnen Rechenschaft fordern? Was erwarten sie von uns, wenn eine Zeit kommt, wo kein Krieg ist?
Diese Gedanken beschäftigen mich, während mich die Wunde und das Fieber dahinrafft. Zuerst langsam, und dann immer schneller, verliere ich Kraft. Aufstehen kann ich nicht mehr, und ein Priester gibt mir die letzte Salbung.
Als meine Augen ein letztes Mal zufallen, hört der Schmerz kurz auf, und ich sehe meine Eltern, mein Zuhause, noch ein letztes Mal vor mir. Ob sie meinen letzten Brief aus dem Spital noch bekommen haben? Was wohl ihre Antwort wäre?
Das erste Mal seit 18 Jahren werden sie aufwachen, ohne dass ich auf dieser Welt bin. Ihr Leben geht weiter; [[Nur ich, ich bin gestorben.]]
Adaptiert von "Remarque, 233"Ich denke daran, dass ich bald Paul und Kemmerich wiedersehen werde. Wir konnten beim Rekrutierungsamt anfragen, sodass ich ins gleiche Regiment kommen werde!
Dieser Gedanke gibt mir Mut, während mich der Zug mit jeder Umdrehung seiner Räder näher zum Krieg brachte.
Mein Kopf ist voller herumschwirrender Ideen, von Kriegesruhm zu Angst, vom Studium zum berühmten Autor, und vom Mechaniker zum Bäcker.
All diese Ideen verfliegen, bis nur noch der Soldatenruhm und die Angst übrig ist, als ich in meine Uniform schlüpfe.
Ich erhalte meine Uniform und werde rasiert. Mit kurzen Haaren am Kopf sehe ich so anders aus...
[[Am 01.07.1916 werde ich schließlich offiziell Soldat.]]
Adaptiert von "Remarque, 25"(align:"=><=")+(box:"X=")[Willkommen.
In diesem Spiel wirst Du Ereignisse erleben und Entscheidungen treffen können, welche Dir einen Teil des Ersten Weltkrieges näherbringen. Die Geschichte basiert auf verschiedenen Büchern und wissenschaftlichen Erkenntnissen, welche im Spiel direkt gekennzeichnet sind.
Die Literatur wurde nicht direkt zitiert, sondern paraphrasiert. Sie wurde dem Spielformat also angepasst.
Ich wünsche Dir viel Erfolg beim Erleben und Überleben dieser so wichtigen Zeit.]
[[Endlich geschafft. Das wars mit der Schule.]]